Menschen waren in der Entwicklungsgeschichte sehr oft unfreiwilligen Nahrungspausen ausgeliefert. Die Ernten waren schwächer, die Jagdbeute blieb aus, Naturkatastrophen...
Die ständige Verfügbarkeit von Nahrung ist eine entwicklungsgeschichtlich ungewohnte Situation, die vielfältige gesundheitliche Probleme verursacht. Fasten ist ein freiwilliges Verzichtserlebnis in einer Überflussgesellschaft.
Der Organismus hat die Fähigkeit Energie zu speichern und und in Nahrungspausen vom Gespeicherten zu leben. Gespeichert wird überwiegend in Form von Fett, ein geringfügiger Kohlenhydratspeicher und eine bestimmte Menge an Protein stehen zur Verfügung.
Beim Fasten kommt es zu einer Stoffwechselumschaltung: von der Ernährung von Aussen schaltet der Organismus auf die Ernährung von Innen um.
Dabei greift der Körper auf seine Reserven zurück, was nicht soviel Kraftaufwand wie die normale Verdauungsleistung erfordert. Die gewonnene Kraft mobilisiert die Selbstheilungskräfte, damit hilft der Fastenstoffwechsel Leiden und Alterungsprozesse zu hemmen.
Die Stoffwechselumstellung erfolgt durch das Glauben, das eine Entleerung des Magen-Darm-Traktes bewirkt.
Am ersten Fasttag wird die Energie aus dem Glycogen in der Leber gewonnen, weil sie schneller zur Verfügung steht als Fett.
Für den Fastenstoffwechsel ist weiters die Gluconeogenese und die Ketogenese von grosser Bedeutung.
Gluconeogenese - Neubildung von Glucose aus Aminosäuren
Ketogenese - Umwandlung von Fettsäuren in Ketonkörper, die zur Energiegewinnung zur Verfügung stehen und Hungergefühle bei Fastenden vermindern.
Ausgleichend wirkt die Zufuhr von geringe Mengen von Kohlehydraten durch Fruchtsäfte und Honig.
Der geringe Proteinabbau wird als Entlastung des Proteinhaushaltes gesehen. Mikroabfall, der sich in den Zellen ansammelt, wird beim Fasten von der Zelle verwendet und recycelt (Autophagie - Selbstverdauung) Dieses Recycling hat einen reinigenden und verjüngenden Effekt auf die Zellen.
Generell zeigt die Stoffwechselumstellung beim Fasten einen besonders ökonomischen Abbau der Energiespeicher durch Schonung lebenserhaltender Strukturen und Reserven.
Körperliche Aktivität ist beim Fasten besonders wichtig, da sie die Muskeln schützt.
Schnelligkeit und Kraftbeanspruchung sollten individuell angepasst werden. Bewegungsformen wie Wandern, Walken, Radfahren haben sich beim Fasten sehr bewährt, weil sie sich individuell gut dosieren lassen.
Was Fasten kann
Gehirn
Fasten beugt Demenz vor. Es fördert die Neurogenese, die Neubildung von Gehirnzellen. Der Nahrungsverzicht kann stimmungsaufhellend wirken.
Herz-Kreislaufsystem
Nahrungsentzug senkte Cholesterinspiegel und Blutdruck.
Schmerzen
Viele chronische Schmerzerkrankungen können durch Nahrungsentzug gelindert werden, etwa Rheuma oder Arthritis.
Muskeln
Der gefürchtete Muskelschwund beim Faden ist viel geringer als ursprünglich angenommen. Moderates Fasten und leichtes körperliches Training kann sogar die Leistungskraft des Herzmuskels erhöhen.
Leber
Beim Fasten werden der Leber weniger Stoffe zugeführt. Das größte Entgiftungsorgan kann sich erholen, vor allem die Fettleber.
Magen-Darm-Trakt
Der gedehnte Magen verkleinert sich wieder, die Schleimhaut erholt sich - wie auch im Darm, dem größten Immunorgan.
Außerdem verändert das Fasten die Darmbakterienbesiedlung günstig.
Bauchspeicheldrüse
Während des Fastens kommt die Bauchspeicheldrüse zur Ruhe und produziert kaum Insulin. Die Körperzellen werden insulinsensitiver.
Menschen mit Diabetes 2 und Vorstufen profitieren.
Schon nach einem Tag sind die Nahrungsreserven aufgebraucht. Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol durchfluten kurzzeitig den Körper. Geringfügig wird jetzt auch Eiweiß für kurze Zeit abgebaut, aus dem Verdauungstrakt und der Muskulatur. Dann geht es schnell an die Fettspeicher.
Bereits nach 15 Stunden beginnt der Fettabbau in den Speichern und deren Umbau in der Leber.
Es entsteht ein besondere Art von Brennstoff: Ketone. Sie beteiligen sich jetzt - statt Glukose aus der Nahrung - an der Energieversorgung von Herz und Hirn. In diesen unscheinbaren Fettmolekülen verbirgt sich der Schlüssel zum Geheimnis des Fastens. Dieser Supertreibstoff schütz auch Nervenzellen und steigern die Produktion von 'neurotropen Faktoren', die für Lernen und Erinnern entscheidend sind.
Das National Institute of Aging im amerikanischen Baltimore konnte den Nachweis erbringen, dass sich beim Fasten Gehirnzellen neu ganz neu bilden, und zwar Hirnstammzellen: Bei Versuchspersonen verbesserte sich die Gedächtnisleistung.
So könnte der Nahrungsentzug vor einem Abbau der Geisteskraft schützen - oder sogar Alzheimer- oder Parkinson-Patienten helfen, wie im Tiermodell eindrücklich belegt.
Fastenphysiologie
Beim Saftfasten beträgt die Energiezufuhr über die Nahrung nur 180-200 Kalorien. Der Körper stellt sich auf Selbstversorgung um.
Vorrangig wird Überflüssiges und Schädliches zur Energiegewinnung abgebaut.
An den ersten zwei Fasttagen gewinnt der Körper seine Energie vornehmlich aus den gespeicherten Kohlehydraten, dem Glykolen aus der Leber, das zum Betriebsstoff Zucker abgebaut wird. Dieser Speicher leert sich jedoch sehr schnell. Vom ersten Tag an beginnt das Einschmelzen der Fettdepots. Da dieser Fettabbau allmählich anläuft, wird vorübergehend verstärkt Eiweiß zur Energiegewinnung herangezogen.
Zu den ausgeschiedenen Stoffen gehören auch AGE's, Advanced Glycation Endproducts. Das sind Zucker-Eiweißverbindungen, die beim Braten und Grillen entstehen. Sie lagern sich in Haut und Blutgefäßen ab und werden in engem Zusammenhang mit generellen Altersprozessen und Arteriosklerosen gesehen.
Bei der heutigen Eiweißmast werden diese Proteine im Bindegewebe gespeichert. Ein Abbau dieses Eiweißüberschusses ist also sehr positiv zu bewerten.
Im weiteren Fastenverlauf wird Fett zum Hauptenergielieferanten. Die Fettsäuren werden abgebaut zu Vetosäuren. Der Körper lernt, auf Ketosäureverwertung umzustellen.
Im weiteren Fastenverlauf startet der Körper ein umfangreiches Sparprogramm. Es wird zum Beispiel Eiweiß in immer geringeren Umfang verstoffwechselt, die Mineralausscheidung sinkt, so dass der Blutspiegel bezüglich dieser Stoffe konstant bleibt. Es hat den Anschein, dass der Vitaminbedarf während des Fastens durch die Einsparung der Verdauungsarbeit geringer wird.
Die bessere Leistungsfähigkeit nach einer Fastemphase spricht für die positiven Stoffwechseleffekte des Fastens. Durch vermehrten Zellkernabbau steigt beim Fasten die Harnsäure im Blut an, ihre Ausscheidung über die Niere wird durch die beim Fasten ansteigenden Ketonkörper gestört. Bei ausreichender Flüssigkeitszufuhr kann diese vermehrte Harnsäure problemlos ausgeschieden werden. Bei Gelenk- und Gichtpatienten müssen medikamentöse Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden, da sich bei ihnen Harnäurekristalle im Körper bilden können, die Entzündungen verursachen und dann charakteristische Schmerzen auslösen.
Ein weiterer wichtiger Fasteneffekt spielt sich in unserem Gehirn ab und beeinflusst unsere Stimmung und unser Gefühlsleben - euphorische Stimmung ist die Folge.
Heilfasten - eine tiefgreifende Therapie, Naturheilmagazin Jan. 2018